Was ist ein Trauma?

Trauma bedeutet nicht „schwach sein“.
Trauma bedeutet: Etwas war zu viel, zu plötzlich, zu schnell – oder zu lang andauernd. Etwas, das Dich überfordert hat, das Deine inneren Bewältigungsmechanismen überlastet hat.

Ein Trauma entsteht, wenn eine Erfahrung als existenziell bedrohlich erlebt wird – sei es körperlich oder emotional. Das Nervensystem schaltet dann in einen Überlebensmodus. Oft bleiben diese Zustände auch nach dem Ereignis bestehen.

Trauma kann entstehen durch:

  • Unfälle, Operationen, schwere Krankheiten
  • Gewalt, Missbrauch oder Vernachlässigung
  • Geburtserfahrungen oder Verlust
  • Mobbing, Trennungen, emotionale Zurückweisung
  • Wiederholte emotionale Verletzungen in der Kindheit

Ein Trauma ist nicht das Ereignis selbst – es ist das, was es in Dir hinterlassen hat.


Traumaintegration bedeutet, dein Trauma zu verstehen und die Gefühle von damals zu aktivieren, um sie aufzuarbeiten. Traumata sind Erinnerungsstörungen, bei denen das Geschehene nicht als normale Erinnerung abgespeichert werden konnte. Stattdessen bleiben die emotionalen und körperlichen Reaktionen präsent, die durch Überforderung entstanden sind und immer wieder abgespult werden.

Durch die Integration dieser Erfahrungen können wir lernen, die Kontrolle über unsere Reaktionen zurückzugewinnen und einen Weg zur Heilung zu finden.

Psychische und körperliche Symptome von Trauma

Ein unverarbeitetes Trauma kann sich auf vielfältige Weise zeigen. Symptome sind oft Ausdruck eines überlasteten Nervensystems.

Psychisch/ emotional

 

  • Flashbacks, Alpträume
  • Reizbarkeit, Wutausbrüche
  • Ängste, Panik, Übererregung
  • Gefühl der Leere oder inneren Abwesenheit
  • Schuld-, Scham- oder Ohnmachtsgefühle
  • Konzentrationsstörungen
  • Bindungs- und Beziehungsprobleme

 

Körperlich

 

  • Chronische Anspannung, Muskelverspannungen
  • Erschöpfung, Schlafstörungen
  • Schmerzen ohne klare medizinische Ursache
  • Verdauungsprobleme
  • Atembeschwerden, Herzrasen
  • Taubheitsgefühle, Dissoziation

 

Das Nervensystem erinnert sich – auch wenn der Verstand es vielleicht „vergessen“ hat.

Trauma entsteht, wo das Gefühl von Selbstwirksamkeit verloren geht.

Traumata sind Erinnerungsstörungen, die auftreten, wenn der Körper und die Psyche versuchen, sich vor überwältigenden Erfahrungen zu schützen. Diese Schutzmechanismen sind hoch funktional und entscheidend, um mit katastrophalen Ereignissen umzugehen. Ein Trauma ist die Reaktion unseres Verstandes, um solche Erlebnisse zu überstehen, die ohne diese Mechanismen überfordernd oder sogar lebensbedrohlich sein könnten.

Gemeinsam können wir einen Weg finden, um diese Ereignisse in verarbeitbaren Teilen zu integrieren.


 Wie wirkt ein Trauma im Nervensystem?

Unser Nervensystem ist darauf ausgelegt, uns zu schützen. In bedrohlichen Situationen reagiert es reflexartig:

  • mit Kampf (Wut, Aktivität),
  • mit Flucht (Unruhe, Panik),
  • oder mit Erstarrung (Leere, Dissoziation, Hilflosigkeit).

Diese Zustände sind sinnvoll, um in akuten Situationen zu überleben. Aber wenn das Erlebte nicht verarbeitet werden konnte, bleibt das Nervensystem oft in einem dieser Zustände „hängen“. Dann kann es passieren, dass Du heute noch so reagierst, als wärst Du noch in der Bedrohung von damals.



Trauma und Erinnerung – ein Blick ins Gehirn

Traumatische Erinnerungen werden anders verarbeitet als normale Erlebnisse.

Normalerweise arbeitet unser Gehirn so:

  • Der präfrontale Kortex (Stirnhirn) denkt logisch, bewertet und ordnet Erfahrungen ein.
  • Die Amygdala (Teil des limbischen Systems) scannt ständig nach Gefahr. Sie ist das Alarmsystem.
  • Der Hippocampus speichert, wo, wann und wie etwas passiert ist – er „archiviert“ Erinnerungen.

Bei einem Trauma jedoch übernimmt die Amygdala die Kontrolle. Der präfrontale Kortex „schaltet ab“, der Hippocampus kann das Erlebte nicht mehr sauber speichern. Deshalb sind traumatische Erinnerungen oft:

  • bruchstückhaft,
  • körperlich gefühlt statt erzählt,
  • emotional überflutend,
  • zeitlich nicht zuzuordnen.

So wird z. B. ein harmloser Reiz im Heute plötzlich zur Trigger-Situation – weil das Gehirn ihn mit der damaligen Bedrohung verknüpft hat.


Was ist ein Trigger?

Trigger sind Reize, die Erinnerungen oder Körperreaktionen auslösen – meist unbewusst.

Ein Geräusch, ein Geruch, ein bestimmter Tonfall, ein Blick – Dinge, die andere gar nicht bemerken, können Dich plötzlich in eine alte Überlebensreaktion katapultieren. Ohne dass Du weißt, warum.

Das liegt daran, dass Dein Gehirn diese Reize mit dem damaligen Trauma verknüpft hat – auch wenn es heute keine Gefahr mehr gibt. Dein Körper reagiert trotzdem, als wäre sie noch da.


Wie hilft Traumatherapie?

Traumatherapie ist mehr als „darüber sprechen“.
Sie ist ein feinfühliger Weg zurück zu Dir. In Sicherheit. In Verbindung. In Deine Selbstwirksamkeit.

Traumatherapie ist kein geradliniger Weg. Es ist ein Prozess, bei dem Du Dich selbst Stück für Stück zurückgewinnst.
Mit Geduld. Mit Mitgefühl. Und mit professioneller Begleitung.

Du darfst Dich gesehen fühlen. Und Du darfst heilen.

Die Therapie verläuft in Phasen, die sich an Deinem Tempo orientieren:


1. Sicherheit Schaffen

Bevor tiefer gearbeitet wird, geht es darum, Stabilität aufzubauen:

  • Einen geschützten Rahmen finden
  • Vertrauen aufbauen
  • Achtsamkeitsübungen erlernen
  • Orientierung im Hier & Jetzt stärken

2. Ressourcen aktivieren

Du lernst, Deine inneren Kraftquellen zu entdecken und zu stärken.
Dazu gehören z. B.:

  • Stabilisierende Bilder (Imaginationen)
  • Körperübungen zur Regulation
  • Positive Beziehungserfahrungen
  • Selbstfürsorge und Grenzen setzen

3. Umgang mit starken Gefühlen wie Trauer, Schuld & Scham

Viele traumatisierte Menschen tragen tiefe Gefühle von Schuld oder Scham in sich – oft völlig unbegründet.
Diese Gefühle dürfen Raum bekommen, verstanden und verwandelt werden.
Denn: Du bist nicht schuld. Und Du bist nicht allein.

4. Trauma behuntsam integrieren

Wenn Du ausreichend stabil bist, kann das traumatische Erleben angeschaut werden – in genau dem Maß, das für Dich möglich ist.

Das Ziel ist nicht, „alles zu erzählen“, sondern:

  • das Erlebte einzuordnen,
  • es in die Vergangenheit zurückzubringen,
  • es nicht mehr ständig im Körper erleben zu müssen.